Rede zu den Jahresabschlüssen andernach.net und geysir.info
Hans-Georg Hansen
CDU-Stadtratsfraktion
ZU TOP 6 und 7, Stadtratssitzung am 18.09.2018 Jahresabschlüsse andernach.net und geysir.info
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, Meine Damen und Herren,
Üblicherweise beklagen wir an dieser Stelle, dass die Gesellschaft, also Andernach.net, wieder ein hohes Defizit im Jahresergebnis ausweist, wenngleich dieses für 2017 mit 487.000 € etwas niedriger ist als es schon einmal war. Das liegt zum größten Teil daran, dass der andernach.net Aufgaben übertragen wurden, denen keine Einnahmen gegenüberstehen, die aber dennoch mittelbar der Stadt und den Bürgern zu Gute kommen.
Daher muss man dieses Defizit dem entgegen halten, was mit diesem Aufwand er- reicht worden ist, und das kann sich aus meiner Sicht sehen lassen.
Dazu gehören zunächst die Wirtschaftsförderung und der Tourismus.
Sicher, wir haben attraktive Firmen in Andernach, die vielen Arbeitnehmern einen sicheren Arbeitsplatz schaffen.
Aber bleibt das in Zeiten so, wo wir über Industrie 4.0, die Digitalisierung von Produktionsprozessen sprechen?
können wir uns mit dem derzeitigen Stand zufrieden geben?
und wie sieht es denn mit der Schaffung neuer Gewerbegebiete aus?
Da arbeiten wir dran, aber es ist nicht mehr viel Fläche zum besiedeln übrig, fürchte ich. Um so mehr müssen wir auf Innovation und Zukunftsfähigkeit setzen.
Deshalb sehen wir mit viel Hoffnung auch auf die durch die Anne-Ehl-Stiftung beabsichtigte Einrichtung eines Zentrums für sog. Start-ups, in dem dann hoffentlich neue, innovative Neugründungen entstehen werden.
Daneben hängt für mich die Zukunft unserer Stadt ganz klar aber auch von der Frage ab, wie wir es mit der Weiterentwicklung des Tourismus halten.
Im Tourismus erleben wir eine Entwicklung, die Hoffnung macht. 600.000 Tages- touristen und 124.000 Übernachtungsgäste zeigen, dass unsere Stadt auch nicht nur für uns c, sondern auch für Gäste attraktiv ist. Nach den Berechnungen der Kämmerei gab Andernach im vergangenen Jahr etwas über 7 Mio Euro für touristi- sche Aktivitäten aus, u.a. vom Geysir, den Rheinanlagen, dem Kulturangebot bis zum Schwimmbad. Einrichtungen, die allerdings auch zu 46% von unseren Mit- bürgern genutzt wurden. Und wenn ich die Berechnungen richtig verstanden habe, wurden so viel Einahmen erzielt, dass von Ortsfremden ein Gästebeitrag allenfalls in Höhe von 0,01 Euro erhoben werden könnte. Also rechnen sich wohl die Ausgaben für den Tourismus.
Es entstehen und entstanden neue Hotels, die Zahl der Wohnmobile, die Zahl der Flusskreuzfahrtschiffe, die uns besuchen, erreichen immer neue Höchstzahlen. Da- von profitieren der Einzelhandel, die Gastronomie, die dort Beschäftigten, und nicht zuletzt auch die Stadt aufgrund von Steuerzahlungen.
Wenn wir das erhalten, wenn wir das ausbauen wollen, müssen wir weiter in das touristische Angebot für Auswärtige und Gäste investieren. Und dazu gehört für mich ganz klar, dass wir die Kleinode, die wir haben, auch nutzen — und sie notfalls herausputzen.
Das sehen die meisten Andernacher ein. Dies gilt auch für den sog. Skywalk, was auch immer man darunter verstehen mag.
Sicher, manche haben da eine andere Position: für Manche reicht es, wie es ist. Manche sagen, das werde zu teuer, bevor man überhaupt einmal plant, Kosten ermittelt und kalkuliert, was man denn als Varianten machen könnte.
Aber mir macht da Mut, dass sich die ganz überwiegende Zahl der 350 Besucher bei der Präsentation im Casino, ca. 80 %, in einer schriftlichen Befragung mit ihrem Namen für einen Skywalk an der Kanzel auf dem Krahnenberg ausgesprochen hat, weil sie die Chancen für unsere Stadt sehen. Und auch die Rückmeldungen, die uns nach der Einwohnerversammlung auf dem Geysirschiff, mit deutlich weni- ger Teilnehmern erreicht haben, waren für mich durchaus positiv und ermutigend.
Deshalb sollte man nicht gleich mit Scheuklappen alle Überlegungen blockieren, sondern verschiedene Varianten erarbeiten, dazu die Kosten ermitteln, und dann entscheiden: wollen wir eine große Lösung, eine Verbreiterung der Kanzel um we- nige Meter, oder reichen uns ein Eimer Farbe und eine Heckenschere.
Aber, und dazu hat unsere Fraktion ganz klar Position bezogen: Je mehr Attraktion auf dem Krahnenberg geschaffen wird, desto dringender wird die Notwenigkeit ei- ner alternativen Erschließung neben der Felster; und dazu stehen wir.
Wenn wir auf diese Weise den Tourismus stärken, stärken wir auch den Einzelhan- del und die Gastronomie in der Innenstadt. Diese sind ein unverzichtbares Element einer lebendigen Stadt. Eine Fußgängerzone ohne Geschäfte und Gastronomie ? — das mag man sich gar nicht erst vorstellen.
Und deshalb freuen wir uns über ehrenamtliches Engagement wie zB das der „Leerstandslotsen“ und wünschen ihnen viel Erfolg. Ich erwarte, dass dazu noch offene Fragen bald geklärt werden können.
Und wenn wir Leerstände in der Innenstadt beklagen, die die Attraktivität der Fuß- gängerzone schwächen, dann muss man auch nach den Ursachen fragen.
Liegt es fehlender Nachfrage, zu hohen Mieten, zu alter Bausubstanz? Das mag manchmal so sein, es gibt aber auch hausgemachte Hindernisse. Wenn mir eine Einzelhändlerin berichtet, sie lasse ihren Laden lieber leer stehen, nachdem ein Mieterwechsel stattgefunden hat, weil das Bauamt ihr so viele Auflagen gemacht habe, dass das nicht mehr mit vertretbaren Mieteinnahmen finanzierbar sei, dann wirft das Fragen auf. Es sollte ein Alarmzeichen an die Politik, aber auch ander- nach.net sein. Darüber, und die personelle Ausstattung des Bauamtes, sollten wir im HFA einmal sprechen.
Massgeblich zum Zuwachs im Tourismus trägt natürlich der Geysir teil. — Auch so ein Projekt, bei dem am Anfang die Bedenkenträger Schlange standen.
Im Juni 2005 konnte man dazu in einem Leserbrief lesen: „..Ich frage mich, wer solche kostspieligen Dinge plant… ein Infozentrum, wofür auch einfache Schauta- feln ausreichen…. hier wird viel Geld in den Sand gesetzt…Die Kosten für das Schiff werden von der Stadt getragen werden müssen, wenn es nicht ausgelastet ist. Man braucht kein hochdotierter Manager zu sein, um dieses im Vorfeld als Flop zu erkennen.“
Nun: es kam anders.
Die Erfolgsgeschichte unseres Geysirs erreichte vielmehr im vergangenen Jahr mit 140.000 Besuchern einem neuen Höhepunkt. Die Bilanz weist inzwischen eine Ei- genkapitalquote von rund 52% aus, also einen gesunden Wert. Die Umsatzrendite liegt bei 16 %, damit erstmals über derjenigen der Stadtwerke und doppelt so hoch wie die durchschnittliche Umsatzrendite im Mittelstandsbericht der KfW für 2017, also herausragend. Das führt auch dazu, dass notwendige Instandhaltungs- und Erneuerungsarbeiten aus eigener Kraft gestemmt werden können.
Der Erfolg ist dem Konzept, der Einmaligkeit des Dreiklangs aus Ausstellung, Schiffsfahrt, Geysirsprung, der guten Werbung, aber auch dem Einsatz der Mitarbeiter zu verdanken.
Deshalb möchte ich mich bei den Mitarbeitern beider Gesellschaften und dem Ge- schäftsführer für die geleitete Arbeit bedanken. Ich weiss, insbesondere die Mitarbeiter der andernach.net, aber auch des Geysirs, brauchen mehr Raum, und beim Geysir personelle Verstärkung,. Die räumlichen Verhältnisse im Geysir-Zentrum sind zu beengt. Das haben wir im Blick und das wollen wir verbessern.
Die CDU-Fraktion stimmt den Beschlussvorschlägen zu.