Stadtratssitzung zu TOP 9: „Teilnahme an der Fairtrade town Kampagne“ — Rede von Hans-Georg Hansen
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Herren,
im Februar diesen Jahres hat der Stadt auf unseren Antrag beschlossen, zu prüfen, unter welchen Voraussetzungen auch Andernach neben 100 weiteren Städten in Deutschland Fairtrade-Stadt werden kann.
Damals habe ich im Stadtrat die Befürchtung geäußert, dass vielleicht der ein oder andere fragen. „Haben die in der Stadt nicht andere Sorgen?“„Fairtrade-Stadt“, was soll dann denn sein?
Diese Befürchtung hat sich nicht bestätigt. Vielmehr hat die aufgrund des Stadtratsbeschlusses gebildete Arbeitsgruppe herausgearbeitet, dass die unsere Bürger, viele Vereine, die Kirchen, viele Gastronomiebetriebe, der Einzelhandel aber auch die Schulen viel weiter sind, als wir das angenommen haben. So sind in alle Lebensmittelmärkten eine ganze Reihe von Produkten zu finden, vom Kaffee bis zu Rosen. So sind die Kioske in den Gymnasien selbstverständlich mit Fairtrade-Produkten bestückt. Kirchen und Vereine schenken fair gehandelten Kaffee oder regionale Produkte aus.
Jetzt wollen wir eine Fairtrade-Stadt werden, und uns damit für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen.
Unsere Stadt Andernach steht für ein offenes Miteinander und für Transparenz, für Grund- und Menschenrechte, für Arbeits- und Produktionsbedingungen, welche die Würde des Menschen, aber auch den Erhalt der Natur ernst nehmen. Wir waren da auch in der Vergangenheit nicht untätig: ich erinnere nur an Holzhackschnitzelwerke, Fernwärme, Blockheizkraftwerke und große Investitionen zB in Wärmedämmung, aber auch an unser Engagement für regionale Produkte. Und schon im Jahr 2007 hat der Rat sich dafür ausgesprochen, keine Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit bei der Stadtverwaltung zuzulassen. Das ist weiter wichtig.
Nun geht es aber um einen weiteren Schritt nach vorne.
Denn Boykott allein gegen all die Produkte, die unter ausbeuterischen Bedin-gungen hergestellt werden, ist nicht die Lösung. Wir müssen Alternativen schaffen. Wir müssen die Armut bekämpfen, Zugang zu Ausbildung und Bildung sicherstellen.
Der Faire Handel ist eine solche Alternative. Er bietet jedem in Andernach und sonstwo die Möglichkeit, Produkte zu kaufen, die unter fairen Bedingungen hergestellt wurden. Er ist die dadurch eine Chance, Projekte zu fördern, die an den Ursachen von Not und Armut ansetzen. Solche Projekte geben Hoffnung. Der Faire Handel ist darum eine der wichtigsten Säulen einer glaubwürdigen Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe.
Nicht Almosen, sondern faire Chancen – das ist es, was die Menschen in den Erzeugerländern wollen und was sie verdienen.
Deshalb, und weil wir in einer Welt leben, ist der faire Handel, ist die Teilnahme an der fairtrade-town-Bewegung auch unsere Chance und unsere Aufgabe, wenn wir unsere eigenen Grundsätze ernst nehmen.
Dazu gehört, dass wir nicht nur über fairen Handeln reden, sondern auch fair kaufen, dass also in der Stadtverwaltung fair gehandelte Produkte verwendet werden. Ganz wichtig ist aus unserer Sicht, dass mit attraktiven Aktionen in Vereinen, Schulen und Kirchen für den fairen Handel geworben wird. Da bin ich für die Zukunft nach der Erfahrungen in unserer Fairtrade-Arbeitsgruppe guter Dinge. In diesem Zusammenhang möchte ich auch ganz herzlich unseren Dank und unsere Anerkennung den ehrenamtlich Tätigen in unserer Stadt zum Ausdruck bringen. Sie engagieren sich zum Teil seit vielen Jahren für den fairen Handel in unserer Stadt, insbesondere Frau Jonas, ihren Mitstreitern und der Aktion „eine Welt“.
Auch den bisherigen Mitgliedern in der Steuerungsgruppe, danken wir für die bisherige Arbeit. Ich habe die Zusammenarbeit mit Herrn Werf, meiner Kollegin Wiesemann-Käfer, den Schülervertretern, den Mitgliedern des Eine-Weltvereins und der Kirchen als sehr konstruktiv und vielversprechend erlebt.
Ich hoffe und wünsche mir, dass die wirkliche Arbeit jetzt erst so richtig losge-hen wird. Denn wir wollen als Fairtrade-Stadt keine Eintagsfliege starten, son-dern einen Zug in Bewegung setzen, der jetzt erst richtig Fahrt aufnehmen soll.
„Fairtrade-Stadt Andernach“ ist kein Titel, mit dem wir uns dann irgendwann einmal schmücken wollen.
Es soll ein A u f t r a g sein, jeden Tag auf unsere Weise daran hinzuwirken, dass diese unsere eine Welt ein kleines bisschen gerechter wird.
Gehen wir es also an, und setzen heute den ersten Schritt.