Jahresabschluss andernach.net / Geysir.info — Rede Stadtratssitzung 19.11.2014 Hans-Georg Hansen, CDU-Stadtratsfraktion
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Herren,
Der Jahresabschluss von andernach.net für das Jahr 2013 ist, gemessen an bilanztechnischen Kriterien, nicht befriedigend: mit einer Bilanzsumme von rund 156.000 Euro einen Jahresverlust von fast 436.000 Euro zu erwirtschaften, ist ‑für sich genommen- kein Grund zu besonderer Freude. Zumal die Verlust auf noch rund 26.000 Euro höher liegt als im Jahr 2012.
So etwas ist auch nur bei einer Gesellschaft möglich, und ähnlich immer wieder möglich, bei welcher der Gesellschafter immer wieder die Verluste ausgleicht.
Gesellschafter? das sind wir, also die Stadt.
Und, da muss man sich die Frage stellen: warum machen wir das? immer wieder?
Die Antwort liegt auf der Hand: Weil die Gesellschaft Aufgaben erledigt, die sonst die Stadtverwaltung selbst machen würde.
Ich nenne da etwa das weite Feld der Wirtschaftsförderung, oder den Tourismus, der für unsere Stadt eine große Bedeutung hat.
Nun stellt sich natürlich die weitere Frage nach der Systemnotwendigkeit: also, gibt es einen überzeugenden Grund, dass die Stadtverwaltung diese Aufgaben nicht erledigen kann, vielleicht mit dem gleichen oder eigenem Personal? Gibt es da nicht die sonst immer wieder herangezogenen Synergieeffekte?
Schließlich erledigt auch die Stadtverwaltung Aufgaben für die Tochtergesellschaft, zB. die Buchführung, oder Tätigkeiten des Baubetriebshofs. Zudem fallen allein rund 10.000 Euro bei der Gesellschaft an Prüfungskosten an und es wird eine eigene Organisation vorgehalten.
Nun ist die Organisationsform kein Selbstzweck. Vielmehr muss sie immer wieder auf dem Prüfstand gestellt und die Frage beantwortet werden: wie können die städtischen Aufgaben am kostengünstigsten und besten erledigt werden? In einer Verwaltung oder in einer eigenständigen Gesellschaft? Das sind Fragen, mit denen sich seit diesem Jahr eine zu Recht eine besondere Kommission beschäftigen soll, von der wir uns Antworten erwarten. Diese hat allerdings erst einmal getagt. Wir schlagen vor, zeitnah die Kommission erneut einzuberufen.
Daran, dass die Mitarbeiter in der andernach.net die ihnen übertragenen Aufgaben gut und zum Wohle der Stadt erledigt haben, ist nicht zu zweifeln.
- 44 Firmenbesuche, also fast jede Woche einen,
— die Betreuung von 18 Existenzgründern,
— die Vermittlung von Interessenten, so dass 5 leer stehende Ladenlokale wieder besetzt werden konnten, zeigen eine gute Statistik.
— Hinzu kommen ein Kongress zur Essbaren Stadt und das Andernacher Weihnachtsdorf.
— Hier muss allerdings angemerkt werden, dass nicht Jedem die neue Weihnachtsbeleuchtung gefällt. Hätte man statt den Kugeln wie im Aufsichtsrat besprochen abwechselnd auch Sterne aufgehängt, würde sich z.B. gerade in der Kramgasse ein harmonischeres Bild ergeben.
Sehr erfreulich sind die Erfolge, welche die andernach.net im Bereich des Tourismus erzielt.
Wir haben Besuchern viel zu bieten: eine attraktive Innenstadt mit zahlreichen vielseitigen Geschäften, eine lebendige und sich immer wieder wandelnde Gastronomie und das große historische Erbe. Wir können stolz sein auf unsere Stadt, und wir zeigen sie stolz unseren Gästen.
Erst recht, wenn es uns gelingt, die römischen Ausgrabungen am Weißheimergelände in Zukunft mit der gesamten Umgebung zu einem weiteren Highlight zu gestalten. Daher ist die Tourismus ist ein Bereich, der meiner Einschätzung nach für unsere Stadt eine immer größere Bedeutung gewinnt.
- 400 Schiffsanlegungen im Jahr 2012 stellen einen neuen Rekord dar. Deshalb sprechen wir jetzt auch darüber, wie wir diesen Bereich ausbauen können, etwa mit einem neuen und zusätzlichen Steiger.
— Die Stadtführungen sind ein Renner. Bei 561 Führungen haben rund 14.000 Gäste unsere Stadt besser kennen gelernt.
— rund 85.000 Übernachtungen, den Geysir-Besuchern und den Tagesgästen haben im Jahr 2012 ca. 470.000 Gäste unsere Stadt aufgesucht, für Leben und Umsatz in der Innenstadt gesorgt.
All das zeigt: die andernach.net erledigt eine Fülle von Aufgaben zum Wohle unserer Stadt und ihrer Bürger, Dafür danken wir Ihnen, Herr Heller, und Ihren Mitarbeitern.
Gleiches gilt auch für den Jahresabschluss von Geysir.info.
Wer will heute noch bestreiten, dass unser Geysir eine Attraktion ist, die Besucher aus aller Welt anzieht? Das war nicht von Anfang an sicher. Aber nach der erfolgreichen Probebohrung sah etwa die RZ am 07.12.2011 voraus: „Allen Unkenrufen zum Trotz fuhren sie volles Risiko — und der Erfolg der Bohrungen gab ihnen Recht! Der Geysir von Andernach wird eine der zentralen Attraktionen des Vulkanparks sein und damit weit über die Bäckerjungenstadt hinaus den Tourismus der gesamten Region pushen.“
Im Jahr 2013 konnten wir 113.474 Besucher begrüßen. Die Geysir.info erzielte Einnahmen von ca. 1,2 Mio Euro, erwirtschafte aber dennoch einen Verlust von 102.647 Euro. Dennoch ist zu berücksichtigen, dass der Geysir sich zu einer der besucherstärksten Einrichtungen im Mittelrheintal entwickelt hat. Die meisten Besucher des Geysirs, 62 %, suchen auch die Innenstadt auf, so dass der Geysir wie eine Frischzellenkur für Handel und Gastronomie wirkt.
Wirtschaftlich Hoffnung machen uns konstruktive Verhandlungsergebnisse mit der Reederei der Namedy und der WFG des Kreises bzw. dem Vulkanpark über eine gezieltere Verwendung der Werbemittel. Beides wird zu einer Kostenentlastung führen.
Klar ist aber auch, dass die Entwicklung nicht stehen bleibt, und der Betrieb des Geysirs, vor allem des Erlebniszentrums immer wieder neue Investitionen erfordert. Nach 630.000 Besuchern ist 6 Jahren zeigen sich halt viele Verschleißerscheinungen.
Nach der Installation des Multimediatisches in diesem Jahr sollen weitere interaktive Bildschirme eingebunden und vor allem das Foyer und der Aufzug erneuert werden. Insgesamt sprechen wir über Erneuerungskosten von rund 714.000 Euro, zu denen die WFG des Kreises die Hälfte beisteuert.
Dass die Besucher unseres Geysirs zufrieden sind, zeigen zwei Zahlen der Besucherbefragung: 94 % wollen den Besuch des Geysir anderen Personen weiterempfehlen. 46 % gaben den Mitarbeitern die Schulnoten 1 und 2, immerhin weitere 10 % ein befriedigend.
Daher nehmen wir auch dies zum Anlass, der Geschäftsführung in den Mitarbeitern für de leisteten Tätigkeit zu danken.
Zu guter Letzt und zum Beleg wie alles doch zusammenhängt, gestatten Sie mir ein Zitat aus der RZ Altenkirchen, Betzdorf vom Freitag, 14. November 2014:
„Schon früh am Morgen erfolgt der Start. Der Wettergott meint es nicht gut. Nach einer störungsfreien Busfahrt erreichen wir das Ziel Andernach – eine der ältesten Städte Deutschlands am Rhein. …
Frisch gestärkt und gut gelaunt geht es ins Erlebniszentrum des Geysir am Rheinufer. Der Besuch war erlebnisreich. Gefühlte „4000 Meter“ unter der Erde arbeiten wir uns an die Oberfläche. Man lernt immer wieder Dinge, die man noch nicht wusste. Mit der Mitmachausstellung werden die geologischen Zusammenhänge verständlich erklärt. Als zweiter Teil schifften wir über den Rhein auf die Halbinsel Namedyer Werth. Dies ist ein Naturschutzgebiet für Groß und Klein. Nach 250 Meter sind wir erneut am Ziel „Der höchste Kaltwassergeysir der Welt“. Man kann ihn schon riechen. Das Wasser ist sehr eisenhaltig, so dass die Basaltsteine der Einfassung schon braun gefärbt sind. Seinem Ausbruch geht ein Zischen und Gurgeln voran. Und dann: Die majestätische Wasserfontäne baut sich langsam auf. Sie steigt bis zu 60 Meter in die Höhe. Das muss man gesehen haben.
Wieder in Andernach zurück, gehen wir in ein gemütliches Lokal zum Mittagessen. Nach zwei Stunden meint es der Wettergott besser mit uns. Wir machen eine Stadtführung. Unser Führer ist Klasse. Gekonnt zeigt er uns, gespickt mit Anekdoten und Witzen, die Sehenswürdigkeiten. Andernach hat eine sehr interessante Geschichte. Die Reste der Stadtmauer sind imposant und die heutige Verwendung gut zur Nachahmung. Die Kirche hat auch hier ihre Visitenkarte hinterlassen, da die Regelung der Bistumszugehörigkeit lange dauerte. Eine essbare Stadt gibt es auch nur hier.
Danke … für einen schönen Tag.“
Dem kann man sich nur anschließen.
Die CDU-Fraktion stimmt den Beschlussvorschlägen zu.