14. August 2010

Lebendige Geschichtsstunde auf dem Grabungsfeld Weissheimer — der Besichtigung der Ausgrabungen

Müs­sen Tei­le der römi­schen und mit­tel­al­ter­li­chen Ander­na­cher Stadt­ge­schich­te ergänzt oder gar neu geschrie­ben wer­den? Was soll und muss nach Abschluss der Aus­gra­bun­gen erhal­ten und für die Öffent­lich­keit zugäng­lich gemacht wer­den? Das waren zwei wich­ti­ge Fra­gen bei der Besich­ti­gung der Aus­gra­bun­gen auf dem ehe­ma­li­gen Weis­s­hei­­mer-Gelän­­de. Der Ein­la­dung des Kul­tur­po­li­ti­schen Arbeits­krei­ses der CDU waren nicht nur etli­che Rats­mit­glie­der, dar­un­ter auch der Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Claus Peitz, son­dern erfreu­li­cher­wei­se auch viel inter­es­sier­te Bür­ger gefolgt. 

Frank Brü­ning­haus, der Gra­bungs­lei­ter, gab zunächst einen Über­blick über die gesam­ten bis­her vor­ge­nom­me­nen Aus­gra­bun­gen, die vor­aus­sicht­lich wohl noch bis 2012 wei­ter geführt wer­den. Er hob den Stel­len­wert der römi­schen Stadt­mau­er, ein­schließ­lich des ent­deck­ten Burg­gra­bens, her­vor. Die­se Über­res­te sei­en in der Rei­he der römi­schen Stadt­grün­dun­gen am Rhein neben Bop­pard von beson­de­rer Bedeu­tung. Dane­ben zäh­le selbst­ver­ständ­lich das Are­al um die römi­sche Bad­an­la­ge zu den an Ort und Stel­le erhal­tens­wer­ten Denk­mä­lern. Auch hier sei­en die Aus­gra­bun­gen noch nicht beendet. 

Ins Detail ging es dann im Bereich der aus­ge­gra­be­nen Kel­ler in der Nähe der Kirch­stra­ße, wo Frank Brü­ning­haus auf römi­sche Fun­da­men­te, Böden und Mau­er­res­te­auf­merk­sam mach­te und Über­gän­ge zu früh- und spät­mit­tel­al­ter­li­chen Auf­bau­ten erläu­ter­te, wobei sowohl die ver­wen­de­ten Mate­ria­li­en, die Bau­wei­se, etwa in einem Fisch­grat­mus­ter, die Mör­tel­ar­ten — die römi­schen waren den mit­tel­al­ter­li­chen an Fes­tig­keit über­le­gen — den Archäo­lo­gen wich­ti­ge Hin­wei­se geben. Auf erkenn­ba­re Spu¬ren der mero­win­gi­schen und karo­lin­gi­schen Pfalz sei man bei den Aus­gra­bun­gen bis­her nicht gesto­ßen. Es war für die Teil­neh­mer beein­dru­ckend, was die Archäo­lo­gie hier an Erkennt­nis­sen gewin­nen kann, die dem Lai­en ver­bor­gen blei­ben. Brü­ning­haus ging ger­ne auf zahl­rei­che Fra­gen der Besu­cher ein, die sich sowohl auf die aktu­el­len Unter­su­chun­gen als auch auf Mög­lich­kei­ten der künf­ti­gen Gestal­tung des Bereichs bezo­gen. Wolf­gang Red­wanz bedank­te sich für den Kul­tur­pol­ti­schen Arbeits­kreis und für alle Besu­cher bei Frank Brü­ning­haus für die­se höchst leben­di­ge Geschichts­stun­de. Er ver­sprach, dass sich auch der Arbeits­kreis der zahl­rei­chen Anre­gun­gen anneh­men wer­de und wünsch­te sich, dass bei künf­ti­gen Über­pla­nun­gen des Berei­ches die geschicht­li­chen Zeug­nis­se ange­mes­sen ein­be­zo­gen wer­den müss­ten. Und dafür bedür­fe es auch einer dafür sen­si­bi­li­sier­ten und enga­gier­ten Bürgerschaft.